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Aus dem Programm

Drittes Werkstattgespräch: Sensibilisierung & Compliance – Teil A

In Teil A des Werkstattgesprächs „Sensibilisierung und Compliance“ drehte sich alles um die Kommunikation zu Themen des Klimawandels und der Klimaanpassung im Betrieb. Nach zwei Impulsvorträgen vertieften die Teilnehmenden die Diskussion in Kleingruppen und tauschten sich zu Hürden, Ansätzen und Erfolgsbeispielen von innerbetrieblicher Kommunikation zum Klimawandel sowie seinen Folgen und Anpassungen im Arbeitsschutz aus.

Aufgrund der Komplexität und inhaltlichen Vielfalt des Themas „Sensibilisierung und Compliance“ wurde das dritte Werkstattgespräch zweigeteilt. Teil A mit dem Schwerpunkt „Klimakommunikation in der Arbeitswelt“ fand am 21. August 2024 von 14.00 bis 15.30 Uhr statt. Moderiert wurde die digitale Veranstaltung von Dr. Stefanie Bühn (KLUG e.V.) und Irmgard Nolte (neues handeln AG).

Schritt für Schritt zur wirksamen internen Kommunikation zu Klimawandel und -anpassung

Nach einem kurzen Einstieg in den Themenkomplex und in die Schwerpunktsetzung der zwei Teile des Werkstattgesprächs startete der inhaltliche Teil mit einem Kurzvortrag des Kommunikationsexperten Carel Mohn (Klimafakten zum Thema „Hohe Temperaturen, hitzige Debatten?“. Dabei beleuchtete er die Herausforderungen, die sich für Betriebe und betriebliche Akteure in der Kommunikation zu Klimawandel und Klimaanpassung stellen. In einer Spontanumfrage unter den Teilnehmenden des Werkstattgesprächs zeigte sich ein klares Stimmungsbild: Mehr als 70 % stimmten voll oder zumindest teilweise der These zu, dass viele Betriebe deshalb nicht offensiv zu Klimathemen kommunizieren, da diese als polarisierend wahrgenommen werden. Und 94 % der Teilnehmenden teilten die Einschätzung, dass es einfacher sei, über Klimaschutz zu sprechen, wenn ein Betrieb aktiv thematisiert, welche Maßnahmen zur Klimawandelanpassung im eigenen Unternehmen unternommen werden müssen.

In seinem Vortrag zeichnete Carel Mohn dann in zwei Phasen den Weg nach, den betrieblich Handelnde auf dem Weg zu einer gelingenden Klimakommunikation gehen können: Eine systematische Bestandsaufnahme und Strategieentwicklung im ersten Schritt, sowie eine konsequente Umsetzung, Evaluation und Verbesserung der Strategie im zweiten Schritt. Dabei betonte er, dass eine genaue Auseinandersetzung mit den verschiedenen Zielgruppen und Sichtweisen im Betrieb von zentraler Bedeutung sei sowie, dass innerbetriebliche Klimakommunikation im Kontext einer ganzheitlichen Klimakommunikation und Klimapolitik eines Unternehmens stehen solle. Für die Umsetzung der Kommunikation sei es außerdem hochrelevant, mit Bewusstseinsbildung zu den (gesundheitlichen) Auswirkungen des Klimawandels eine vertrauensvolle Basis zu schaffen und diese mit dem Eingehen auf Sorgen, Ängste und Fragen der Belegschaft zu stärken. Auch eine Einordnung in „das große Ganze” sei in der Umsetzung von Kommunikationsstrategien wichtig – analog zur Einbettung von Klimakommunikation in eine Gesamtstrategie. Zum Abschluss diskutierte Carel Mohn drei mögliche Wege, um auf übergeordneter Ebene klimasensiblen Arbeitsschutz zu stärken – von allgemeiner Regulierung, über risikobasierte Regulierung bis zu Bewusstseinsbildung und Maßnahmenentwicklung im Rahmen eines Multi-Stakeholder-Prozesses.

Die Psychologie gelungener Klimakommunikation

Im zweiten inhaltlichen Impuls gab die Psychologin Lea Dohm von der Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG e.V.) praktische Einblicke in die psychologischen und kommunikativen Hintergründe gelungener Klimakommunikation am Arbeitsplatz. Vor allem praxisrelevante Handreichungen zum Umgang mit Widerständen und Polarisierung im betrieblichen Umfeld standen im Fokus. Dabei hob sie unter anderem hervor, dass die Diskussionen über den Klimawandel und Klimaanpassung vom „Zankapfel” zum etablierten Querschnittsthema werden müssten – analog beispielsweise zur Rentenpolitik. Dabei gelte es auch, im Blick zu haben, wie unterschiedlich stark und verfestigt die Meinungen von Mitarbeitenden zu Klimawandel-Themen sein können und auf eine angemessene „Dosierung” von Emotionen in der Kommunikation und der Debatte zu achten.

Auch zu bekannten Verzögerungsdiskursen und Möglichkeiten, Polarisierung mithilfe von wertebasierter Kommunikation zu vermeiden, gab Lea Dohm praxisnahe Einblicke. Zum Abschluss formulierte sie klare To-Dos für Führungskräfte: Kommunikation, Reflexion und Storytelling üben, konkrete Anweisungen und Schulungen für Mitarbeitende erarbeiten, die eigene Vorbildfunktion durch Engagement leben, Teambuilding über Bürokratie und starre Regeln priorisieren und Nachhaltigkeitsengagement konsequent fördern.

Angeregter Austausch und Diskussion im Expertenkreis

Die anschließende Diskussion der Teilnehmenden in den Arbeitsgruppen stellte Fragen zur Umsetzung und Erfahrungen in den Betrieben in den Mittelpunkt: Von welchen Erfahrungen mit Klimakommunikation in der Arbeitswelt können die Teilnehmenden berichten? Welche Herausforderungen sehen sie? Und welche Beispiele gelungener Klimakommunikation im Arbeitskontext gibt es?

Betont wurde dabei von den Teilnehmenden, dass gelungene Kommunikation sich an der Situation, der Sprache und den möglichen Sorgen der innerbetrieblichen Zielgruppen orientieren müsse. „Sprecht die Sprache in den Pausenräumen!“, wurde als eindringlicher Tipp für die Kommunikation formuliert. Auch das Herunterbrechen von Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen in Pakete, die für den konkreten Arbeitsbereich von Personen (beispielsweise verschiedene Stationen eines Krankenhauses) direkt relevant sind, wurde als wichtig dafür angesehen, dass Mitarbeitende sich direkt involviert fühlen. Das Einbeziehen von Standpunkten und Ideen von Mitarbeitenden könne sowohl helfen, Sorgen und Ängste in Transformationsprozessen zu adressieren, als auch dabei, die individuelle Nutzung und Akzeptanz von Schutzausrüstung und -vorkehrungen zu steigern. Ebenso wurde darauf hingewiesen, dass beispielsweise in der Baubranche als besonders belasteten Bereich, bereits heute zahlreiche gut aufbereitete Kommunikationsmaßnahmen und -kanäle zum Arbeitsschutz bestehen.  Auf diese könne aufgebaut werden, um das Bewusstsein für Risiken sowie die Bekanntheit und Akzeptanz von klimaspezifischen Schutzmaßnahmen weiter zu steigern. Auf übergeordneter Ebene waren die Teilnehmenden der Ansicht, dass die Arbeit an Themen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung im Betrieb mehr Gewicht und einen größeren Stellenwert bekommen sollten – weg von freiwilligem Engagement, hin zur strategischen Aufgabe, die auch von Führungskräften vorangetrieben und mit personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet ist.

Die Veranstaltung schloss mit einem Ausblick auf Teil B der dritten Politikwerkstatt: Am 18. September geht es unter der Überschrift „Instrumente und Rollen im Betrieb“ darum, wie klimasensible Arbeitsschutzmaßnahmen im Betrieb umgesetzt und angenommen werden und Compliance gesteigert werden kann.

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