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Zahlen, Daten, Fakten

Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt: Eine Bestandsaufnahme

Immer mehr Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens eine psychische Erkrankung. Psychische Erkrankungen betreffen alle Lebensbereiche – von Familie und Privatleben bis zum Berufsleben. Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick.

Mehr AU-Tage durch psychische Erkrankungen

Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) aufgrund psychischer Erkrankungen ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2021 fielen 123,3 Millionen AU-Tage aufgrund von psychischen Belastungen an. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 waren es 45,4 Millionen AU-Tage. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) stellen psychische Erkrankungen somit die zweithäufigste Ursache für Fehlzeiten dar. Wer psychisch erkrankt, ist einem erhöhten Risiko ausgesetzt, darüber hinaus körperlich zu erkranken, sozial isoliert zu leben oder von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen zu sein. Die Betroffenen fallen dadurch meist langfristig aus. Einige Menschen müssen deshalb Erwerbsminderungsrente beziehen. Psychische Erkrankungen sind dafür die häufigste Ursache. Die Zahl hat sich laut BAuA von gut 52.000 Frühverrentungen in 2004 auf knapp 70.000 in 2021 deutlich erhöht.

Arbeitsunfähigkeit

Frühverrentung

Wirtschaftliche Folgen

Die Folgen der hohen Krankenstände und Frühverrentungen sind vielfältig und kostspielig. Sie betreffen alle Berufszweige und bringen Folgen für unser Wirtschafts-, Gesundheits-, und Sozialsystem mit sich. Die fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen stellen auch die kommunale Wirtschaftsförderung vor Herausforderungen.

Pro Jahr werden etwa 44 Milliarden Euro an Krankheitskosten für psychische Erkrankungen aufgebracht. Dabei entstehen direkte Kosten und Mehraufwand für die Krankenkassen durch die medizinische Rehabilitation und für die Deutsche Rentenversicherung durch die berufliche Rehabilitation oder Frühverrentung. Neben den beiden Kostenträgern sind noch weitere Instanzen an der Rehabilitation und dem finanziellen Ausgleich beteiligt, wie etwa die Sozial- und Eingliederungshilfe, die Unfallversicherung oder die Bundesagentur für Arbeit.

Durch die kurz- aber auch langfristigen Ausfälle von Arbeitskräften entstehen indirekte, volkswirtschaftliche Kosten. Für Betriebe bedeutet ein hoher Krankenstand einen direkten Ressourcenverlust. Damit verbunden sind hohe Produktionsausfallkosten, die sich 2021 auf 15,8 Milliarden Euro durch psychische Erkrankungen beliefen. In den letzten zehn Jahren sind die Kosten um etwa 70 Prozent gestiegen.

Vielschichtige Effekte

Die Folgen betreffen alle Branchen. Am meisten belastet sind die Dienstleistungsbranche, der öffentliche Dienst, das Gesundheitswesen und Lehr-und Erziehungsberufe. Doch auch andere Branchen sind betroffen – so nehmen beispielsweise auch die Ausfallzahlen im Handwerk aufgrund von psychischen Belastungen und Erkrankungen zu.

Durch den steigenden Behandlungsbedarf entsteht ein erhöhter Arbeitsaufwand für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen. Das sind Branchen, die zudem vom Fachkräftemangel stark betroffen sind. Dadurch kann die umfassende Versorgung von Patient*innen und Klient*innen nicht immer sichergestellt werden und das Risiko psychischer Belastung bis hin zu psychischer Erkrankung für das Fachpersonal steigt. Für die Beschäftigten vor Ort führt der Ausfall von Kolleg*innen zu zusätzlichen Belastungen und kann wiederum die eigene Psyche beeinflussen: Zeitdruck, Überlastung und fehlender Ausgleich haben den mit Abstand stärksten Einfluss auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten. Stress kann zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit führen und langfristige körperliche Folgen für die Beschäftigten bedeuten.

Psychische Erkrankungen haben nicht nur auf den Arbeitsalltag der Betroffenen sowie ihrer Kolleg*innen einen Effekt. Viele weitere Bereiche sind durch die Auswirkungen betroffen, welche nicht direkt sichtbar werden: So können Aufgaben und Verpflichtungen im privaten Umfeld zum Teil nicht mehr bewältigt werden. Familien, Partnerschaften und Freundschaften bleiben in Diskussionen um psychische Gesundheit in der Arbeitswelt meist unsichtbar. Dabei sind es häufig die direkten Bezugspersonen, die die Auswirkungen der psychischen Belastungen direkt miterleben.

Mehr Angebote für psychische Gesundheit in Betrieben

Als Reaktion auf die steigenden Zahlen werden zwar verstärkt spezifische medizinische Rehabilitationen für Menschen mit psychischer Erkrankung angeboten. In Hinblick auf flächendeckende Prävention benötigt es hingegen mehr Vorsorgeangebote und die Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Damit große sowie kleine und mittlere Unternehmen gleichermaßen davon profitieren, ist eine bessere Vernetzung der verschiedenen Leistungsanbieter nötig.

Die richtigen Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt stärken die psychische Gesundheit. Zum Beispiel kann über die Gestaltung der Arbeitsbedingungen hinaus die betriebliche Gesundheitsförderung durch psychologische Angebote ergänzt und direkt über das betriebliche Gesundheitsmanagement in das Unternehmen integriert werden. Durch Präventionsangebote steigt nicht nur das Wohlbefinden der Beschäftigten, sondern auch die direkten und indirekten Kosten für die Betriebe lassen sich senken.

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