Der Klimawandel verändert die Arbeitswelt – mit Hitze, Extremwetter, UV-Strahlung, neuen Allergenen und Gefahrstoffen bringt er auch neue Gefährdungen für die Gesundheit von Beschäftigten mit sich. Im vom BMAS geförderten Projekt „Arbeit: sicher und gesund im Klimawandel (ASUG-Klima)“ untersucht ein Konsortium aus Wissenschaftler*innen, Politikberater*innen und Kommunikationsexpert*innen, welche Berufsgruppen besonders betroffen sind und entwickelt gemeinsam Lösungen für menschen- und klimagerechte, sichere Arbeit.
Sichere und gesunde Arbeit in Zeiten des Klimawandels
Die Herausforderungen, vor denen Betriebe und Beschäftigte angesichts des Klimawandels und der nötigen Anpassungen von Wirtschaft und Gesellschaft stehen, sind vielfältig und groß. Schon heute sind die Folgen spürbar und werden sich in Zukunft voraussichtlich weiterverstärken: Lange Hitzeperioden und starke UV-Strahlung machen Arbeit im Freien, wie auch in Büros und Fabrikhallen beschwerlich und sogar gesundheitsgefährdend. Extremwetterereignisse wie Hagel, Starkregen und Sturm bergen Gefahren, die für Mensch, Natur und Infrastruktur fatale Folgen haben können. Biologische Gefährdungen und Belastungen intensivieren sich, etwa durch verlängerte Pollensaisons, Zeckenbisse oder invasive Tier- und Pflanzenarten. In der Kreislaufwirtschaft, bei energetischen Sanierungen und bei der Arbeit mit neuartigen Materialien können Beschäftigte neuen Gefahrstoffen ausgesetzt sein.
Betriebe sind zudem wichtige Orte des Diskurses: Rund 45 Millionen erwerbstätige Menschen in Deutschland verbringen einen großen Teil ihrer Zeit auf der Arbeit und tauschen sich dort zu gesellschaftlichen und politischen Fragen aus. Der Klimawandel und die Anpassung von Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigen die Menschen auch hier. Eine wichtige Fragestellung ist deshalb, wie Betriebe und Beschäftigte auf dem Weg zu klima- und menschengerechtem Arbeiten unterstützt werden können.
Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen des Programms ARBEIT: SICHER UND GESUND geförderte Forschungs- und Transferprojekt ASUG-Klima will hier tiefergehende Erkenntnisse zu grundlegenden Fragestellungen gewinnen: Welche Berufs- und Tätigkeitsgruppen sind von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen? Welche Risiken gibt es bereits und welche kommen in Zukunft auf uns zu? Welche Themen werden in der sozial- und arbeitspolitischen Debatte diskutiert? Und welchen Rechtsrahmen gibt es bereits für den Kontext von Klimawandel und Arbeitsschutz und wie sollten Regelungen weiterentwickelt werden?
Ein ganzheitliches Bild der Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitswelt
Dem Projektteam sind dabei vor allem drei Dinge wichtig: eine wissenschaftlich fundierte Analyse mit Fachexpert*innen und Stimmen aus der Praxis. Ein ganzheitlicher Blick auf die Arbeitswelt – denn bisher wurden meist spezielle Fragestellungen oder enge Bereiche und Berufsgruppen in Bezug auf den Klimawandel betrachtet und nicht das gesamte „System Arbeit“. Und es geht darum, wirklich ins Handeln zu kommen: Gemeinsam mit Akteur*innen der Arbeitswelt sollen Lösungen für sicheres, gesundes und menschengerechtes Arbeiten heute und in Zukunft vor dem Hintergrund des Klimawandels erarbeitet, diskutiert und erprobt werden.
Der Kommunikation kommt dabei eine besondere Rolle zu: Beschäftigte und Entscheidungsträger*innen in Unternehmen müssen über Risiken und Gefährdungen informiert sein. Sie brauchen ein Bewusstsein dafür, wie sie selbst sowohl zu einer klimagerechten Wirtschaft als auch zu einer sicheren und menschengerechten Arbeit beitragen können. Denn nur dann finden entsprechende Maßnahmen eine hohe Akzeptanz und werden in der Betriebspraxis umgesetzt.
Mit diesem breit angelegten Ansatz werden im Projekt wichtige Hebel für erfolgreiche Transformation vereint - nämlich Wissen, Können und Wollen.
Ein Team mit breit gefächerten Kompetenzen
Durchgeführt wird das Projekt von einem Konsortium mit Partner*innen aus verschiedenen Bereichen. Die Projektkoordination übernimmt das Centre for Planetary Health Policy (CPHP) der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e. V.. Dort arbeiten Expert*innen an der Beratung politischer Entscheidungsträger*innen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Der Lehrstuhl für Arbeitssicherheit an der Bergischen Universität Wuppertal bringt Fachwissen in puncto Arbeitssicherheit mit ein und trägt die Projektergebnisse im Rahmen der Lehre direkt an angehende Sicherheitsingenieur*innen weiter. Das Team hinter dem Themenportal Klimafakten.de bringt Erfahrungen in der Kommunikation zum Klimawandel ein, etwa zum Ausmaß der konkreten Auswirkungen und den damit verbundenen Herausforderungen. Mit dem BKK Dachverband und der DAK Gesundheit kommen zwei Akteure aus dem Gesundheitssystem hinzu, die fundierte Praxiserfahrung aus dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) mitbringen und die Erkenntnisse in die Betriebe weitertragen können. Außerdem wirkt die NGO Cradle to Cradle – Wiege zur Wiege e. V. mit, die sich mit praxistauglichen Lösungen beschäftigt, die wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit mit einer Förderung des Wohlbefindens von Beschäftigten verbinden.
Zusammen stellt das Projektkonsortium umfangreiche Expertise in den Themen Arbeitsschutz, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Arbeitskultur und -organisation, (Weiter-)Bildung und Kommunikation für das Projekt bereit. Dialogisch und interdisziplinär sollen so nicht nur Risiken analysiert werden. Denn auch konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik sowie praxistaugliche Lösungen und Good Practice für die unterschiedlichsten Betriebe und Beschäftigtengruppen werden im Projekt gesammelt und kommuniziert. Perspektivisch sollen die entwickelten Lösungen in drei bis fünf Modellbetrieben getestet und evaluiert werden.
Das Projekt ist eng angebunden an die Politikwerkstatt „Klima wandelt Arbeit“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Hier diskutieren mehr als 120 Expert*innen interdisziplinär über Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitswelt und mögliche Lösungswege. Das Projekt ASUG-Klima beteiligt sich an der inhaltlichen Gestaltung der Politikwerkstatt und erweitert so den Blick auf Herausforderungen und Lösungen um weitere Perspektiven.
Das Zusammenbringen so vieler unterschiedlicher Perspektiven und Expertisen ist die große Stärke des Projekts – wir erhoffen uns viele praxisrelevante und zukunftsgerichtete Impulse.
Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite des Center for Planetary Health Policy (CPHP).
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